SV Eintracht: Statt Verständnis gibt es 120 Strafe!
Unfassbar! Da durchlebt die Welt seit 2019 die größte Krise nach den beiden Weltkriegen und den Wirtschaftskrisen, die Coronazahlen explodieren, viele Menschen sind völlig isoliert und vereinsamen, Menschen verlieren Familienangehörige durch Corona, viele Wirtschaftszweige sind bedroht oder am Boden, täglich gibt es neue Zahlen, Werte, Empfehlungen usw., viele Bürger sind überfordert, ängstlich oder verunsichert – und dann gibt es Menschen, die tatsächlich glauben, sie könnten im Hobbyfußball entscheiden, ob gespielt wird oder nicht!
Während im Kreisfußball die Serie abgebrochen wurde, maßen sich Menschen im Bezirk des NFV und in den Vereinen an zu bestimmen, ob zwei Teams antreten oder nicht. Sie stellen sich darüber hinweg, dass es vielleicht Angehörige dieser Spieler gibt, die alt und schwach sind, die es zu schützen gilt. Sie maßen sich an zu gefährden, dass Spieler Weihnachten nicht als Familien feiern können. Und sie maßen sich an, darüber zu urteilen, dass Spieler als unsportlich gelten, wenn sie in dieser Zeit nicht Fußball spielen wollen, um sich auch selbst zu schützen!
Mir fehlen die Worte, denn auch wenn Fußball die große Liebe vieler Menschen ist, er ist derzeit so unwichtig wie noch nie!!! Was sind 3 Punkte oder die Meisterrunde, wenn es um den Kampf gegen dieses Virus geht? Wer in Gottes Namen will von diesen Entscheidern die Verantwortung übernehmen, wenn nach dem Spiel plötzlich in einem Team Corona ausbricht? Wer übernimmt die Konsequenzen, die dadurch für Spieler, Beruf und Familien entstehen? Bei aller Liebe zum Fußball, aber wer sich in diesen Zeiten als befugt sieht über andere Menschen zu entscheiden, ob sie ihr Hobby ausüben wollen, die sollten ihre Kompetenzen mal ganz in Ruhe überdenken!
Wovon ich die ganze Zeit rede? Die SV Eintracht Lüneburg hat sich als Verein und Team entscheiden, dass in diesem Jahr in der Bezirksliga nicht mehr angetreten wird = hier geht es zum Artikel [s. u. – die Red.]. Doch im Bezirk ist es so geregelt, dass wenn sich zwei Teams nicht einigen, gespielt werden muss – da wurde vom Verband die Verantwortung mal ganz lässig auf die Vereine abgewälzt, oder? Und zack, der VfL Suderburg wollte unbedingt gegen die SVE spielen. Doch die SVE trat nicht an – 0:5 Tore, 3 Punkte für die SVE – alles gut. Denkste, denn nun bekam die SV Eintracht einen Verwaltungsentscheid zugestellt. Inhalt: 120 Euro Strafe wegen unsportlichen Verhaltens, weil nicht angetreten. Und damit war man vom NFV noch gnädig, es hätten auch bis zu 1.000 Euro sein können – alles schön verpackt in einem Standardbrief mit Standardfloskeln.
Als ich das von Thorsten Hanstedt von der SVE hörte, da bekam ich Puls! Was bildet sich der Fußballverband ein, musste mal wieder die Macht der Bürokratie und Regeln ausgespielt werden – ohne Menschenverstand? Herrscht beim NFV mal wieder die Angst, dass wenn man die völlig nachvollziehbare Entscheidung der SV Eintracht durchgehen lässt, dass die Vereine irgendwann machen was sie wollen? Bei allem Verständnis, aber wenn der Bezirk, statt klare Entscheidungen wie der Kreis, die Verantwortung auf die Klubs schiebt und Strafen ausspricht, dann hat er meiner Meinung nach die Zeichen der Coronazeit noch nicht verstanden!
Ach ja, noch etwas, das mir auf dem Herzen liegt: Alles schön und gut, wenn man als Verband Regeln und Verordnungen erlässt, damit der Ball trotz Corona laufen kann. ABER es muss auch in den Vereinen immer Ehrenamtliche geben, die diese Regeln umsetzen können/wollen. Viele Vereine fühlen sich überfordert und verunsichert, dazu entstehen Kosten und andere Aufwendungen, die nicht jeder Verein leisten kann. Nach dem Motto „Hier sind die Regeln, macht mal, wie, das müsst ihr selbst organisieren“ wird den Vereinen eine Verantwortung aufgebrummt, die nur wenige bewältigen können – wohlgemerkt in ihrer Freizeit am Wochenende!
SV Eintracht Lüneburg: Völlig unnötiger Stress durch den VfL Suderburg
Die SV Eintracht Lüneburg will in diesem Jahr in der Bezirksliga nicht mehr antreten. Doch auf Bezirksebene ist das nicht so einfach, denn im Gegensatz zum Kreis sollen die Klubs selbst entscheiden, ob sie noch gegeneinander antreten wollen. Und sobald ein Team spielen will, steht das andere Team im Regen… Bei der SVE hat man dafür kein Verständnis, wird am Sonntag auf keinen Fall antreten, auch wenn Suderburg dadurch wohl die Punkte geschenkt bekommt.
Thorsten Hanstedt (Foto) von der SVE spricht im Namen seines Vereins Klartext: „Uns ist die Situation zu heikel geworden und wir werden definitiv am Sonntag nicht nach Suderburg zum Spiel fahren. Es ist etwas schade, dass Suderburg unserem Wunsch nach einer Verlegung in das nächste Jahr nicht nachgekommen ist. Alle anderen Vereine wie Römstedt oder Wendisch Evern sind damit einverstanden, dass wir das in das nächste Jahr schieben. Wir hätten gerne eine sportliche Lösung gehabt, gerade, weil es für Vastorf noch die theoretische Möglichkeit gibt an Suderburg vorbei zu ziehen. Aber laut Herrn Jäkel vom NFV ist es so, dass sobald eine Mannschaft nicht zustimmt muss gespielt werden. Wir sehen das anders, gehen somit jetzt in die Winterpause, wünschen uns aber ein Umdenken, so dass hoffentlich noch eine sportliche Lösung gefunden wird, denn wir haben ja auch noch ein wichtiges Spiel gegen Wendisch Evern, wo es für beide Klubs um alles geht. Wir werden auch ab sofort den Trainingsbetrieb einstellen. Man sollte auch die Denkweise der Verantwortlichen kritisch betrachten, denn wenn sich eine Mannschaft in dieser Zeit unwohl fühlt auf den Platz zu gehen, dann sollte man dem entsprechen. Und ich finde es auch schade, dass der Bezirk keine klare Kante zeigt. Der Kreisfußball hat es vorgemacht, Thore Lohmann hat entschieden, dass der Spielbetrieb eingestellt wird. Die Vereine müssen zusehen, wie sie in dieser Lage klar kommen – das sollte auch mal grundsätzlich diskutiert werden, was der NFV da mit uns macht. Und auch Suderburg sollte ein Jahr zurückdenken, als sie in Wendisch Evern antreten sollten, sich nicht wohl fühlten. Damals war es auch so, dass sich die Vereine selbst kümmern sollten, der SVW nicht sofort zugestimmt hat, weil die Lage damals noch eine andere war, man bis Samstag abwarten wollte. Das hat man in Suderburg gar nicht verstanden, ist an die Presse gegangen, um Druck auszuüben – dazu wurde in den sozialen Netzwerken für einen heftigen Shitstorm gesorgt – und jetzt verhalten sich so wenig kooperativ… Die Partie in Wendisch Evern wurde damals übrigens am Samstag abgesagt.“
Lünesport.de v. 04.12.2021