25.10.1903: Lüneburger F.K. – F.C. Favorite Lüneburg
Lüneburger F.K. – F.C. Favorite Lüneburg 0:2 (0:2)
(heute Lüneburger SK) – (heute SV Eintracht Lüneburg)
So., 25.10.1903, Lüneburg, Schützenplatz
Schiedsrichter: N.N.
Tore: Torschützen nicht bekannt
Lüneburgschen Anzeigen v. 26.10.1903:
Fußballwettspiel.
Auf dem Schützenplatze spielten gestern nachmittag der Lüneburger Fußballklub von 1901 und der Fußballklub Favorite gegen einander. Das Wetter war dem Wettkampfe außerordentlich hold, und entwickelte sich daher auch ein äußerst interessantes Kampfspiel. Es wurde zwei Mal 45 Minuten mit 10 Minuten Zwischenpause gespielt. In der ersten Halbzeit blieb der Favorite mit zwei Malen Sieger und in der zweiten Halbzeit verteidigten die Mannschaften desselben Klubs trotz des heftigen Angriffes ihrer Gegner ihr Mal so, daß Favorite als Sieger zwei zu Null vom Platze ziehen konnte. Bei dem mit großer Energie verfochtenen Spiel gab es leider auch einige Verletzungen, indem sich einige Spieler, die zu Falle gekommen waren, durch Glasscherben, die auf dem Platze verstreut lagen, verwundeten. Auf Unbefangene mußte es einen sonderbaren Eindruck machen, daß das Schützenhaus nicht der Unterkunft (zum Umkleiden) beider Klubs diente. Der ältere Klub von 1901 hatte an der Türe des Hauses ein Schild aufgehängt, aus welchem ersichtlich war, daß die Favoriten kein Gastrecht genossen. Man wird eine Aufklärung von Seiten des Klubs von 1901 erwarten dürfen.
Lüneburgschen Anzeigen v. 27.10.1903:
(Nochmals das Fußballwettspiel.)
Zu unserer gestrigen Notiz über den Fußballwettkampf auf dem Schützenplatz geht uns folgende eingehendere Beschreibung des Spiels zu, die zugleich auch die gewünschte Aufklärung über die Ankleidungsangelegenheit und damit hoffentlich den Gemütern Beruhigung bringt. Die Zuschrift lautet:
Rr Das Fußball-Wettspiel der beiden Vereine, welche sonst wechselseitig auf dem vom Herrn Regimentskommandeur in freundlichster Weise zur Verfügung gestellten Exerzierplatze spielen, wurde nach dem Schützenplatze verlegt, um den Zuschauern und Angehörigen der Spieler Gelegenheit zu geben, sich um den Spielplatz bewegen zu können und somit die Ihrigen besser zu beobachten. Das Resultat des Spiels ist bereits am Montag veröffentlicht, aber nicht in einer für die Zuschauer übersichtlichen Weise. Kommen wir auf das Spiel selbst zurück, so müssen wir bekennen, daß die Zuschauer nicht ganz zu ihrem Recht gekommen sind, da man erwartete, daß nach den Regeln des Deutschen Fußball-Bundes, also mit Abseits, gespielt werden würde, was aber mit Rücksicht darauf, daß der Fußball-Klub „Favorit“ dieselben nicht in der zum Wettkampf erforderlichen Weise beherrschte, unterblieben ist. Unseres Erachtens hätte aus letzterem Grunde der Klub von 1901 die Forderung des Klubs „Favorit“ ablehnen müssen, da er von seinem Gegner diese Kenntnisse verlangen kann, umsomehr, da ein Spiel ohne Abseits sehr leicht zu derben Stößen der Spieler untereinander, namentlich in der Nähe des Tores, führt. Die Spieler taten ihr möglichstes, um durch Innehalten ihrer Plätze da Spiel nach dieser Richtung hin zu verschönern, besonders trat dieses beim Klub von 1901 hervor, während die Mannschaft des „Favorit“ mehr das Bestreben zeigte, auf alle Fälle Tore zu gewinnen, ohne Rücksicht auf ihre Stellung, wodurch das Spiel für die Zuschauer an Reiz verlor und die Schulung der einzelnen Spieler deutlich hervortrat. Die Verteidigung des Tores war bei beiden Vereinen sehr verschieden. Der Klub von 1901 zog hierzu seine Mittel- und Hinterspieler heran, um den Angriff der feindlichen Stürmer und Mittelspieler abzuwehren, während „Favorit“ seine ganze Mannschaft zusammenzog, um die feindlichen Stürmer zurückzuweisen. Bei der Steigung des Platzes ist es erklärlich, daß sich das Spiel nach dessen nördlicher Seite hinzog, es gelang nur ein einzigstes Mal, und zwar in der ersten Hälfte der Spielzeit, einen Torstoß an der Südseite zu versuchen, während an der entgegengesetzten Seite die Stöße ziemlich schnell aufeinander folgten. Von den 10 abgegebenen Torstößen haben nur 2 von „Favorit“ das Mal passiert, ein von demselben Verein abgegebener Stoß ging zu hoch, ebenso ging es dem Klub von 1901, welcher sich 7 Mal die Gelegenheit erstritt, aber nicht vom Glück begünstigt wurde. Sieger im Torstoß blieb „Favorit“, Sieger im geschulten, dem Publikum gefälligen Spiel war der Klub von 1901. Das vom Klub von 1901 geforderte, in Gegenwart des Schiedsrichters vom Parteiführer des „Favorit“ angenommene Revanchewettspiel wird den Vereinen in ca. 4 Wochen Gelegenheit geben, den Beweis zu liefern, daß das Spiel mit Abseits ein viel interessanteres ist und ohne Gefahr als ein Kräftigungsmittel für unsere Jugend betrachtet werden kann, sodaß alt und jung gern bei ihren Spielen weilen. Zum Schluß möchten wir noch bemerken, daß Artikel, wie sie am Montag über den Ankleideraum veröffentlicht wurden, nur zu Gehässigkeiten Veranlassung geben, woran der Sport so schon genug krankt. Im vorliegenden Fall hatte der Klub von 1901 beim Vorsitzenden des Verwaltungsausschusses der Schützengesellschaft die Erlaubnis zum Betreten der Schießbude nachgesucht und erhalten. Hätte der Klub „Favorit“ dasselbe getan, so würde man sicherlich auch ihm das Gastrecht nicht verweigert haben. Außerdem sind auf dem Platze Räume genug vorhanden, welche „Favorit“ ohne Zweifel gerne zur Verfügung gestellt worden wären.
Lüneburgschen Anzeigen v. xx.10.1903:
Wettspiel!
Wir bekennen zu dem Referat in M 253 dieses Blattes, daß wenn Wettspiele stattfinden, nur diejenigen Sieger bleiben, welche die meisten Tore erreicht haben, laut den Deutschen Bundes-Regeln. Also der Lüneburger Fußballklub von 1901 hat am Sonntag in keiner Weise den Sieg davon getragen. Wir werden nicht unterlassen, dieses betreffende Referat dem Bund zu unterbreiten. Im übrigen halten wir es unter unserer Würde, auf diesen so von der Wahrheit abweichenden Artikel irgend etwas zu erwidern.