02.08.1953: SVE – FC St. Pauli
SV Eintracht Lüneburg – FC St. Pauli 1:4 (0:1)
So., 02. August 1953, Lüneburg, Eintracht-Stadion Hasenburg, Zuschauer: 1.200
SVE: Lokay – Westermann, Matz – Gresny, Ostermann, Emmel – Riedel, Fuhs, Woßmann, Schlüter, Wendorf
FCSP: Kowalkowski (46. Steffen) – Täger, Bürger – Schauch, Schoch, Haß – Rehrbehn, Ramm, Kühl, Hempel, Rauert
Schiedsrichter: Nagel (Altona) / N. N. – N. N.
Tore: 0:1 (34.) Ramm, 1:1 (47.) Wendorf, 1:2 ( .) Kühl, 1:3 ( ., Handelfmeter), 1:4 ( .)
Lüneburger Landeszeitung v. 03.08.1953:
St. Pauli kam mit Blumen… und verabschiedet sich mit 4:1
Jubiläumsspiel in Hasenburg vor 1200 Zuschauern – Erster Start in die Saison
Mit einer 1:4 (0:1) Niederlage mußte der Jubilar, SV Eintracht, im Spiel anläßlich des 50-jährigen Bestehens gegen den FC St. Pauli die Segel streichen. Die Hamburger, mit sieben Vertragsspielern und weiteren guten Amateurkräften, haben nicht alle Erwartungen erfüllt. Die Lüneburger waren über weite Strecken der ersten Halbzeit ein gleichwertiger Gegner. Rund 1200 Zuschauer umrahmten den Platz, der mit den Vereinsfarben und der Stadtfahne geschmückt war.
Die sieben Vertragsspieler gaben der Gästemannschaft das Gepräge, stachen aber nicht aus dem Rahmen heraus. Es wußte wohl jeder Spieler geschickt mit dem Ball umzugehen, weiter war das Freistellen und In-Stellung-Laufen gut ausgeprägt, aber der Elf fehlte doch das zwingende gradlinige Spiel. Könner ihres Faches waren Kowalkowski im Tor, Haß als Läufer, Hempel und Kühl.
Der Gast überreichte dem Jubilar neben dem Blumengebinde einen Wimpel. Die Hasenburger bewiesen, daß sie die Sommerzeit gut genützt haben. Wenn der Mannschaft auch noch einige technische Mängel anhaften, so sind diese aber zu beheben. Lokay war bei manchen Situationen nicht reaktionsschnell genug. Aber sonst machte er seine Sache im großen und ganzen gut. Beide Verteidiger waren redlich bemüht, dem ein großes Pensum liefernden Ostermann, die größte Entlastung zu geben. Sehr eifrig die beiden Außenläufer. Der Sturm zeigte hin und wieder gute Züge. Aber er spielt noch nicht gradlinig genug. Der Zug zum Tor muß noch stärker werden. Schiedsrichter Nagel (Altona) hatte ein leichtes Amt.
Nachdem beide Mannschaften am Ehrenmal einen Kranz niedergelegt hatten, stellten sich Nagel (Altona): St. Pauli: Kowalkowski (nach der Pause Steffen); Täger, Bürger; Schauch, Schoch, Haß; Rehrbehn, Ramm, Kühl, Hempel, Rauert. Eintracht, ohne Gach und Behnke, die nicht dabei sein konnten, mit: Lokay; Westermann, Matz; Gresny, Ostermann, Emmel; Riedel, Fuhs, Woßmann, Schlüter, Wendorf.
Der Spielbeginn zeigt, daß die Blau-Weißen vor dem prominenten Gast keine Scheu haben. Unkompliziert und mit Einsatz wird gespielt. Die Braunhosen zeigen wohl das gefälligere Spiel, aber über die ersatzgeschwächte Eintrachtabwehr kommt der Sturm nicht hinweg. Im Gegenteil, die Blau-Weißen haben die zwingenderen Chancen. Woßmann und Schlüter sind bei einigen gefährlichen Angriffen nicht kaltblütig genug, um Kowalkowski schlagen zu können. Er wird bedeutend mehr beschäftigt als sein Gegenüber Lokay. Bei ziemlicher Gleichwertigkeit verlaufen die ersten 30 Minuten. In der 34. Minute blitzt bei Hempel das große Können auf. Geschickt paßt er den Ball zu Ramm, der unhaltbar und flach zum 0:1 einsendet. Aber auch die Blau-Weißen sind nicht müßig. Nur läßt Kowalkowski sich nicht überraschen. In der 40. Minute scheint der Ausgleich fällig. Woßmann hat im Kampf mit dem Gegner den Ball behalten. Sein Schuß geht aber an dem herausgelaufenen Torsteher am Tor vorbei. Mit diesem knappen Ergebnis geht es in die Pause.
Unmittelbar nach dem Wiederanpfiff fällt auf eine lasche Abwehr St. Paulis der Ausgleich. Der Ball kommt zu Wendorf, der aus 20 m hoch in die linke Ecke schießt. Dieser Treffer gibt den Blau-Weißen einen großen Auftrieb. Auf unglückliche Art fällt St. Paulis Führungstreffer. Nach einem Foul an seinem Gegenspieler behält Kühl den Ball und schießt gegen den Pfosten, von wo er gegen Matz ins Tor springt. Die letzten 20 Minuten gehören den Gästen. Sie spielen des öfteren die Eintrachtmannschaft aus. Ein Handelfmeter bringt das 1:3. St. Paulis Abwehr, routiniert und in manchen Schlachten erfahren, kann den blau-weißen Sturm halten. Unmittelbar vor dem Schlußpfiff krönen die Gäste einen guten Kombinationszug, der über mehrere Spieler läuft, mit einem 4. Tor.
Vor dem Hauptspiel standen sich die beiden Alte-Herren-Vertretungen von LSK und Eintracht gegenüber. Es handelte sich fast ausschließlich um Spieler, die vor 25 und mehr Jahren auf dem grünen Rasen gekämpft hatten. Jeder einzelne Spieler versuchte, obwohl er bereits mehrere Jahre nicht mehr aktiv war, sein Bestes zu geben. In fairer und freundschaftlicher Weise wurde um die Ehre gestritten. Der Jubilar war etwas glücklicher und schlug seinen Gast, der zum Jubiläum ein Tischbanner überreicht hatte, mit 4:1.
Auf dem Nebenplatz mußte die Reserve von Eintracht das spielerische Können der LSK-Reserve anerkennen. Diese Mannschaft war reifer und zielstrebiger und verdiente sich das 3:0 redlich. Auch dieser Kampf verlief in freundschaftlicher Weise. Vor Beginn des Spieles wurde dem Gastgeber ein Blumenstrauß überreicht.