Auf eine Cola mit … Bobby Gavrilovic (Teil 2)
Nach Teil 1 mit der Vor-Eintracht-Zeit von Bobby folgt nun der zweite Teil. Die Vorstellung gehört zur neuen Reihe „Auf eine … mit“, bei der wir euch Persönlichkeiten vorstellen, die mit ihrem Engagement die Eintracht prägen.
Und dann kommt das Jahr 2013. Michael Krienke, der Trainer der Eintracht A-Jugend, spricht Bobbys Sohn an, ob dieser nicht als Torwart vom MTV zur Eintracht wechseln will. Mit dem Sohn wechselt Bobby auch als Zuschauer zu den Blau-Weißen. Natürlich ist Bobby auf der Hasenburg kein Unbekannter – nicht nur als Torwart, sondern auch als Trainer beim LSK ist er bekannt. Man kommt ins Gespräch und so fragt der Verein Bobby 2015, ob er nicht ein Traineramt bei den Eintracht Damen übernehmen möchte.
„Das kam für mich damals überhaupt nicht in Frage, insbesondere als sich dann noch herausstellte, dass es um die 2. Mannschaft ging. Ich wollte nur noch im Herrenfußball trainieren. Und mit der 2. Damenmannschaft in der Kreisliga über die Dörfer zu tingeln, das konnte ich nicht machen. Peinlich.“
Doch er schlägt ein. In der Saison 2015/2016 übernimmt Bobby die 2. Damenmannschaft. Und es funktioniert: Unter Bobby gewinnen die Damen siebzehnmal – nur das Derby gegen den VfL zum Saisonabschluss geht unentschieden aus. Mit zehn Punkten Vorsprung steigen die 2. Damen in die Bezirksliga auf und gewinnen den Pokal. In der Halle werden sie zweiter hinter den 1. Damen.
„Das war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe. Ich würde immer wieder eine Damenmannschaft übernehmen. Du musst dich um nichts kümmern – das machen die Spielerinnen selbst. Du kommst zum Platz und du kannst exakt das machen, was du dir überlegt hast. Natürlich sind die zickig – aber es gibt keine Ausreden. Herrenfußball – wenn es nicht die 1. Mannschaft ist – ist wie Kindergarten. Da kommt jemand nicht, weil die Oma 80. Geburtstag hat oder es regnet oder es ist zu warm. Bei den Herren dauert es eine halbe Stunde bis sie sich die Schuhe zugemacht haben – bei den Damen haben alle mitgezogen.“
Aber was Bobby sagt, das macht er auch: Das Engagement ist auf ein Jahr begrenzt und nach der Aufstiegssaison ist Schluss. In der Saison 2016/2017 übernimmt Bobby die 2. Herren und macht da weiter, wo er bei den Damen aufgehört hat. Sind die 2. Herren in der vorangegangenen Saison eine graue Maus im Mittelfeld der 1. Kreisliga, so spielen sie unter Bobby gleich um den Aufstieg mit. Höhepunkt wird das Spiel gegen den direkten Konkurrenten Thomasburg.
„Das war unglaublich. Wir sind mit Bussen voll von Einträchtlern nach Thomasburg gefahren. Zur Halbzeit führen wir schon klar mit 2:0 und in der zweiten Halbzeit machen wir den Sack zu. Nach dem 6:0 war klar, dass wir aufsteigen werden. Das war eine anstrengende, aber geile Zeit. Die Mannschaft und die Zusammenarbeit mit den 1. Herren war top.“
In der Halle holt sich Bobby die Kreismeisterschaft.
Der Verein hat noch mehr mit Bobby vor. Der Pachtvertrag mit der Fair Play Gaststätte läuft aus. Der Verein will einen Neubeginn und fragt Bobby, ob er das Fair Play übernehmen will. Ihn reizt gar nichts an dieser Aufgabe. Er überlegt: Nein – Vielleicht – Ja … seine Frau Sladja überredet ihn dazu, das Angebot anzunehmen. Der Start ist schwierig. Wie kann man eine Gaststätte wiederbeleben und dabei noch erfolgreich sein?
„Mein Steuerberater hat mir vorgerechnet, dass mich meine Currywurst für 4,50 EUR im Verkauf am Ende über 4,60 EUR kostet. Mit der Qualität oder der Größe runtergehen kommt für mich nicht in Frage. Ich sehe doch die anderen beim Einkauf. Die nehmen die Currywurst für 80 Cent und nehmen dann den gleichen Preis wie ich. Meine kostet im Einkauf 1,70 EUR. Für mich muss es immer eine vernünftige Portion zu einer Top-Qualität sein.“
Das erste Jahr misslingt und endet mit einem dicken Minus auf dem Konto.
„Wir hatten einen Sonntag, da hatten wir zehn Stunden geöffnet. Am Ende des Tages hatten wir einen Umsatz von 4 EUR für zwei Bier.“
Bobby setzt mit Sladja alles auf eine Karte. Ist das Fair Play bis dahin sein zweites Standbein neben dem Trockenbau, steigt er 2017 komplett im Fair Play ein.
„Die Gäste hatten sich beschwert. Wenn ich da war, war das Essen top. Wenn ich weg war, dann war es nicht gut. Sladja und mir war klar, dass wir es nur dann schaffen, wenn wir eine gleichbleibende Qualität anbieten.“
Und Stück für Stück wird aus dem Fair Play das, was es heute auszeichnet: Eine Sportlerkneipe, auf die viele Vereine neidisch sind. Bei der auch Fußballer vom MTV nach ihrem Spiel zum Essen kommen. Und ein Ort, der sogar für Hochzeiten und Feiern gebucht wird. 4,7 von 5 Sternen bei 119 Bewertungen auf Google sprechen Bände. Und nebenbei ist das Fair Play der Ort, der die Eintracht zusammenhält und zu mehr als einem Fußballverein macht.
Corona hat viele Ideen von Bobby erst einmal auf Eis gelegt. „Ich würde gerne einen Biergarten zwischen dem A- und B-Platz anlegen. Dann könnten wir auch bei Spielen auf dem B-Platz Getränke und Würstchen anbieten.“ Es wäre sicherlich darüber hinaus ein neuer Publikumsmagnet auf der Hasenburg. Vielleicht ist es jetzt aber auch ganz gut so – Bobby ist frischer Vater von Zwillingen, da liegen die Prioritäten erst einmal im familiären Bereich.
Bobby ist nicht einfach. Er redet immer Klartext. Was er denkt, das sagt er auch. Mit seiner Glatze ist er ein Charakterkopf – im wahrsten Sinne des Wortes. Aber genau solche Typen braucht ein Verein wie die Eintracht.